„Gesang zum Abschied“ beim Hospizverein in Tettnang
Zu einem Abend mit Liedern und Texten zum Abschied hat der Hospizverein Tettnang in die Anlaufstelle für Bürgerengagement eingeladen. Die Koordinatorin vom Hospizverein, Antje Claßen, hieß die zahlreichen Zuhörer willkommen. Weil Musik und Gedichte ein wichtiger Teil der Hospizarbeit seien, habe man die Ravensburger Jazz- und Bluessängerin Sabine Essich eingeladen, die ihr Programm „Moondance“ präsentierte.
Die Künstlerin stellte sich als „woman on a mission“ vor, eine Frau mit der Mission, Abschied mit Leichtigkeit zu verbinden. Einige ihrer Freunde seien in den vergangenen Jahren gestorben und ihre Trauer hätte gar nicht mehr aufgehört. Mit ihren musikalischen Lesungen „Gesang zum Abschied“ fand sie daraufhin eine Möglichkeit zur Verarbeitung des Erlebten und durch eine Freundin, die ein Bestattungsinstitut besonderer Art besitze, habe sie eine andere Sicht auf das Abschiednehmen kennengelernt. Wichtig sei es, sich mit dem Tod rechtzeitig zu beschäftigen. Sie habe schon ihre eigene Trauerrede verfasst, ob diese dann von ihren Angehörigen gehalten werde, wisse sie nicht: „Vielleicht sagen sie, jetzt will sie das auch noch bestimmen.“ Doch das bisherige Leben dabei noch einmal Revue passieren zu lassen, hätte ihr sehr gut getan.
Mit fremdländischem Gesang, untermalt von einer „atmenden“ Shrutibox, einem Harmoniumähnlichen Instrument, gelang es Sabine Essich gleich zu Beginn, eine warme, wohltuende Atmosphäre im Raum zu schaffen. Gedichte von Hilde Domin, „Verde Luna“, ein spanisches Lied und das Gedicht „Was bleibt“ von Andrea Schwarz, das sie mit einem zarten Xylofonspiel begleitete, zeigten die vielen Facetten ihrer Stimme und die positive, natürliche Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit. Sie las Auszüge aus dem Buch von Kathrin Aehnlich „Alle sterben, auch die Löffelstöre“, in dem Skarlet von ihrem eher grüblerischen, langjährigen Freund Paul nach dessen Krebstod einen Brief erhält, die einen Blick in Skarlets schwarzhumorige Gedanken über Gott, die Unendlichkeit und gefühllose Industrialisierung des Sterbens boten.
Mit ihrer rauen, schmeichelnden Stimme sang Sabine Essich dazu Lieder von Janis Joplin und Jimi Hendrix. Vor dem letzten Lied von Rio Reiser „Übers Meer“ gab es einen kleinen Werbeblog für die besonderen, humorvollen und fröhlichen Mitarbeiter der Hospizvereine und in eigener Sache. Den großen Applaus belohnte Sabine Essich augenzwinkernd mit dem Lied „You never get out of this world alive, von dieser Welt kommt keiner lebend runter“.
Quelle:SZ TT